Wahnsinn, mein letzter Eintrag auf dieser Seite stammt noch aus dem Prä-Corona-Zeitalter. Fast drei Jahre sind seitdem vergangen, fast drei Jahre, in denen viel passiert ist.
Die wichtigste Frage, die mich und wahrscheinlich auch einige andere ab und zu beschäftigt: ist der Liebelt eigentlich noch Triathlon-Profi? Diese Frage kann ich mit einem klaren „Jaein“ beantworten!
JA
…weil der Triathlonsport für mich als Athlet und Trainer nach wie vor eine große Rolle in meinem Leben einnimmt und für mich nicht wegzudenken ist.
NEIN
…weil ich nach einigen Stationen in den vergangen 2,5 Jahren mittlerweile beruflich fest und glücklich im Sattel sitze und weil, für mich, ein Leben ohne Hauptjob, der für das Grundeinkommen sorgt, ebenfalls nicht mehr wegzudenken ist. Denn immerhin habe ich für eine Familie mit zwei Kindern sowie zwei Hunden zu sorgen und mittlerweile auch ein Häuschen abzubezahlen.
Und wie geht es jetzt weiter?
Mit dem Dasein als reiner Age-Group-Athlet kann ich mich noch nicht ganz anfreunden. Trotz sehr wenig Training, vor allem durch Hausrenovierung im vergangenen Jahr, konnte ich noch gute Leistungen abrufen. So habe ich letztes Jahr bspw. den Rühn Triathlon über die Mitteldistanz und den Stralsund Triathlon über die Olympische Distanz gewonnen und habe persönliche Bestzeiten über die 10km- sowie die Halbmarathonstrecke erzielt.
Mittlerweile haben sich Beruf, Privates und Training gut eingependelt und kann ich wieder mehr und strukturierter trainieren. So nutze ich bspw. meinen Arbeitsweg nach Schwerin (42-45km pro Strecke) regelmäßig für das Radtraining.

Wettkämpfe habe ich in diesem Jahr bereits einige bestritten. Im Frühjahr bin ich mehrere Halbmarathons gelaufen und konnte beim Rostocker Citylauf (Platz 2) sogar eine neue persönliche Bestzeit auf DLV-vermessener Strecke erzielen (1:10h, 3:18 min/km).
Mein Triathlon-Saisonstart erfolgte dann relativ spontan Anfang Juni beim Omni Biotic Apfelland Triathlon über die Mitteldistanz in der Nähe von Graz, Österreich. Für die anschließende Woche hatten wir Urlaub auf einer Almhütte in Tirol gebucht, von daher konnten wir das gut verbinden. Wir fuhren Freitagnachmittag los und kamen nach einer Nachtfahrt am frühen Samstagmorgen, einen Tag vor Start, im Süden Österreichs an.

Der professionell organisierte Wettkampf, malerische Landschaften sowie ein Gesamtpreisgeld von 20.000 EUR (mehr als bei vielen IRONMAN-70.3-Rennen) lockten ein dementsprechend starkes Starterfeld an. Meine eigenen Erwartungen waren relativ niedrig. Ich wollte einfach ins Ziel kommen, dabei meine bestmögliche Leistung bringen und am Ende sehen, wo ich stehe. Schließlich hab ich ja nichts zu verlieren, nur zu gewinnen. Das ist das schöne daran, wenn man nicht mehr existentiell vom Sport abhängig ist. Der Druck ist weg, das Kribbeln und die Nervosität vorm Start sind noch immer da!

Und so frei von Druck konnte ich mit Platz 5 ein, für mich, sensationelles Ergebnis erzielen und mit dem Preisgeld direkt unsere Unterkunft für die Urlaubswoche refinanzieren. Das Radfahren beendete ich noch auf Platz 6, schlug dann beim Laufen ein hohes Tempo an und überholte relativ schnell die beiden vor mir liegenden Jungs, Michi Kalb und Philipp Mock. Leider konnte ich in der letzten von vier Laufrunden das Tempo nicht mehr ganz halten und das heiße Wetter machte mir zusätzlich zu schaffen. Philipp kämpfte sich wieder heran und ich verlor den 4. Platz kurz vor dem Ziel. Die Freude über den 5. Platz, mein eigenes gutes Rennen und das Preisgeld überwogen den Ärger über die wenigen Sekunden Abstand allerdings deutlich, denn ich habe wirklich alles gegeben und konnte mir nichts vorwerfen.

Für uns folgte nun eine Woche Aktiv-Urlaub in Osttirol. Aufgrund unserer speziellen Unterkunft, einer Almhütte auf 1.600 m Höhe mit einer unbefestigten Zufahrt (5 km, 600 hm) lieh ich mir vor Ort ein Mountainbike aus und absolvierte mein Radtraining hauptsächlich auf grobstolligen Reifen. Ich erholte mich schnell und traf die Entscheidung auf der Rückfahrt noch beim Powertriathlon Gera über die olympische Distanz zu starten. Auch das bot sich an, da wir ein Nacht bei meinen Großeltern in Zwickau auf dem Rückweg eingeplant hatten.

Den Wettkampf konnte ich recht souverän gewinnen und war froh, dass an diesem Tag die Hitze (37 Grad) mein größter Gegner war und ich nicht noch mehr gefordert wurde. In der ARD-Mediathek findet Ihr einen schönen Beitrag.

Wiederum eine Woche später stand der Schwerin Triathlon über die Mitteldistanz auf dem Programm. Nach der schnellsten Radzeit (1:58h für 86km, 12 Runden, 22 180-Grad-Wenden) wechselte ich zusammen mit Christoph Mattner in Führung liegend zum Laufen. Dort konnte ich, bei erneut schwül-heißen Bedingungen, seiner extrem starken Pace leider nicht folgen und da er auch nicht langsamer wurde, blieb es bei Platz 2 im Ziel. Insgesamt war es ein guter Abschluss meiner ersten Triathlon-Serie 2022.
Mit dem Müritz Triathlon und dem IRONMAN 70.3 Gdynia soll es nun eigentlich weitergehen. “Eigentlich” darum, weil ich diese Zeilen gerade im Krankenhaus schreibe und einen kleinen Rückschlag hinnehmen musste, nachdem es in den vergangen Wochen im Training extrem gut lief.
Letzten Freitag bekam ich plötzlich starke Schmerzen im Hodenbereich, über Nacht kam noch Schüttelfrost dazu und die Schmerzen wurden nicht weniger. Daraufhin bin ich am Samstagmorgen in die Notaufnahme gefahren, wo die Diagnose Nebenhodenentzündung durch bakterielle Infektion gestellt und ich gleich dabehalten wurde. Ausgelöst wahrscheinlich durch Bakterien, die bereits im Körper waren, nicht abgewehrt werden konnten und gewandert sind. Manchmal kommt es aber wohl auch einfach so einmal im Leben, wie eine Mandelentzündung. Für mich auf jeden Fall eine ganz neue Erfahrung und eine Sache mit der Man(n) überhaupt nicht rechnet.
Nach viel Ruhe und Antibiotika intravenös geht es mir heute schon viel besser. Ich kann nach Hause, muss aber noch ein paar Tage Antibiotika nehmen. Vom Verlauf des Heilungsprozesses hängt nun natürlich auch die weitere Wettkampfplanung ab. Mit dem IRONMAN 70.3 Jesolo in Italien am 25. September habe ich auf jeden Fall noch ein spätes (Triathlon-)Ziel auf dem Zettel und Ende Oktober möchte ich in Frankfurt auch noch einen schnellen Marathon laufen.