Nach 4 erfolglosen Versuchen war es mein großes Ziel beim IRONMAN Cozumel in Mexiko endlich wieder diese 4 Worte im Ziel zu hören. Außerdem wollte ich natürlich einen möglichst anständigen Wettkampf zeigen und in den Preisgeldrängen (Top10) landen. Mit Platz 6 in 8:27 h habe ich dieses Ziel klar erreicht und bin, nach einem Rennen mit schweren und heißen Bedingungen sowie vielen persönlichen Tiefpunkten, zufrieden, brenne aber gleichzeitig schon darauf es beim nächsten mal noch besser zu machen!
Meine Vorbereitung für den IRONMAN Cozumel verlief wie am Schnürchen. Nach den PURE-Team-Days in Graz absolvierte ich ein zehntägiges Trainingslager am Balaton in Ungarn. Bei optimalen Wetterverhältnissen und sehr guten Trainingsbedingungen vor Ort konnte ich meinen Plan zu 100% erfüllen und super Trainingsergebnisse erzielen. Mit einer großen Portion Vorfreude und Selbstbewusstsein stieg ich 8 Tage vor dem Rennen in den Flieger nach Mexiko. Die klimatischen Verhältnisse auf Cozumel mit Temperaturen um 30 Grad und 80/90% Luftfeuchtigkeit konnte man in Europa logischerweise nicht mehr simulieren. Sie sind vergleichbar mit Hawaii und der Umgang damit sollte die größte Herausforderung werden.
690 km im Auto nach Frankfurt -´12 h Direktflug nach Cancun (+ 3 h Verspätung) – 45 min im Kleinbus nach Playa del Carmen – 45 min Fähre auf die Insel Cozumel: Auf der Hinreise waren wir von Tür zu Tür 29 Stunden unterwegs! Die Sonne, die warmen Temperaturen, die fantastischen Ausblicke auf der Insel sowie die Offenheit und Freundlichkeit der Mexikaner entschädigten direkt am ersten Tag alle Strapazen. Wir kamen im Training gut mit den Bedingungen zurecht und passten uns schnell an. Natürlich musste man einen höheren Getränkeverbrauch kalkulieren und Laufen ging tagsüber maximal 20 min ohne Wasserversorgung. Der Jetlag machte uns überhaupt keine Probleme. Wir gingen früh schlafen und waren morgens zeitig wach – diesen Rhythmus behielten wir bis zum Rennen bei.
Trainieren kann man auf Cozumel hervorragend und ohne großen Aufwand. Es gibt nur eine Stadt (San Miguel de Cozumel – knapp 80.000 EW), von der aus eine Straße um ca. 2/3 der Insel führt. Eine Runde ist ca 63 km lang. Die restliche Fläche ist zum überwiegenden Teil Naturschutzgebiet und nicht bewohnt. Parallel dieser Straße gibt es die meiste Zeit eine weitere kleine Straße, die für sämtliche motorisierten Fahrzeuge gesperrt und in einem sehr guten Zustand ist. So viel Luxus und Sicherheit hat man als Radfahrer selten. Auch in der Stadt, mit ihrem recht chaotischen Verkehr, haben wir uns als Radfahrer sicherer gefühlt als auf jeder deutschen Landstraße. Die Autofahrer waren durchweg entspannt und rücksichtsvoll.
Im östlichen Teil der Insel ist die Straße oft geschützt durch Bäume und Sträucher, im westlichen Teil hingegen weitgehend frei liegend. Ein zum Teil starker Wind ist dauerhafter Begleiter, weshalb im Rennen auch Scheibenräder verboten sind – eine weitere Parallele zu Hawaii. Je nach Windrichtung und -stärke kann die Runde also super schnell sein, aber auch extrem anstrengend. Am Wettkampftag kam er aus Norden. Das war deutlich die unangenehmste Möglichkeit und machte das Rennen für alle noch etwas härter, da man ihn auf dem ungeschützten Streckenabschnitt jede Runde, also drei mal, 20 km lang von vorne hat.
Schwimmen kann man – natürlich – im warmen Wasser des Karibischen Meers. Es gibt zahlreiche öffentliche Strände, und noch mehr private “Beach Parks” und Hotel-eigene Strände. Außerdem befindet sich in der Stadt eine große Sportanlage mit 400m-Bahn und einem schönen Sportbecken mit acht 25m-Bahnen. In der Wettkampfwoche war der Eintritt kostenfrei und es war ausreichend Platz zum Trainieren.
Vor unserer Reise wurde uns oft gesagt, wir sollen beim Essen aufpassen, uns den Magen nicht verstimmen oder gar eine Lebensmittelvergiftung holen. Wir hatten allerdings keinerlei Probleme, im Gegenteil. Man kann auf der Insel wirklich gut, frisch und günstig essen gehen, dazu gibt es reichlich große Supermärkte, wo auch jeder Europäer das finden sollte, wonach er sucht. Den besten Kaffee und hervorragendes hausgemachtes Gebäck gibt es übrigens im Sucré/ Salé Café, das glücklicherweise nur ein paar Schritte von unserem Hotel entfernt war. Mit der französisch-mexikanischen Inhaberfamilie ist in den paar Tagen direkt eine Freundschaft entstanden und wir wurden sogar am Wettkampfmorgen um kurz nach 4 Uhr mit Frühstück versorgt. Dafür nochmal ein herzliches Merci Beaucoup!
Alles in allem hatten wir eine fantastische Woche. Das Training lief super, ich fühlte mich gut und war voller Vorfreude. Es war schon fast unheimlich, dass mir nichts außergewöhnliches passiert ist.
Im Rennen selber lief dann nicht alles nach Plan, aber wann tut es das schon? Doch der Reihe nach…
Geschwommen wurde bei 29 Grad Wassertemperatur nicht im Neopren- sondern im textilen sailfish Rebel Schwimmanzug. Das Wasser war recht aufgewühlt und wellig, was allerdings keine Probleme bereiten sollte. Ich hatte einen guten Start und fühlte mich, das erste mal in dieser Saison, wieder richtig wohl im Wasser. Ich konnte gut in der großen Schwimmgruppe mithalten und stieg nach 46:47 min an Platz 7 aus dem Wasser. Mit nur 2:50 min Rückstand auf die drei Führenden war ich in einer, für mich, perfekten Ausgangsposition. Die schnelle Zeit kommt übrigens durch eine leichte Strömung zustande. Die rund 3 min Vorteil, die man dadurch hatte, werden allerdings durch die 2 km zu lange Radstrecke wieder egalisiert.
Auch auf dem Rad habe ich mich zunächst sehr gut gefühlt und konnte locker meine anvisierten Watt-Werte treten, zwei weitere Athleten aus der Schwimmgruppe gingen das Tempo mit. Nach ca. 15 km kam der spätere Sieger Michael Weiss vorbei gefahren…
Für alle die es noch nicht wissen: M. Weiss aus Österreich, ehemaliger Profi-Radsportler, wurde in der Vergangenheit zwei mal des Dopings überführt und gesperrt. Seit dem Ende seiner zweiten Sperre im Jahr 2013 bestreitet er wieder Triathlon Wettkämpfe auf Profiniveau und verdient damit seine Brötchen. Soviel zu den Fakten. Meine Meinung dazu?
Punkt!
Weiss fuhr einige Kilometer vorn, bevor ich wiederum für einige Kilometer die Führung übernahm. Anschließend attackierte er. Ich war nicht bereit deutlich über 400 W zu investieren um mitzufahren und konzentrierte mich stattdessen auf mein eigenes Rennen. Nach ca. 40 km hatte ich die Spitzengruppe erreicht und fuhr erstmal eine Weile hinterher. Allerdings konnte ich die kraftsparende Variante nicht lange ertragen, schließlich waren wir in einem Rennen. Ich überholte die Gruppe, fuhr wieder mein Tempo und konnte mich schnell etwas absetzen. Nach der Hälfte der Radstrecke befand ich mich auf Platz 2 und hatte ca. eine Minute Vorsprung auf die Gruppe – es lief weiter nahezu perfekt! Doch dann wurde es hart. Innerhalb der nächsten 20 km wurde meine hintere Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur immer fester und begann zu krampfen. Immer wieder musste ich rausnehmen und die Aeroposition verlassen. Ich wurde deutlich langsamer, konnte so aber immerhin die letzte Runde einigermaßen anständig zu Ende fahren. Am Ende benötigte ich 4:27:02 h für die 182 km und lag mit Platz 6 noch immer gut im Rennen.
Durschnittlichsleistung: 283W, NP: 293W
Beim Laufen konzentrierte ich mich auf meine Verpflegung und auf ein nicht zu schnelles Anfangstempo. Das klappte die ersten 12 km mit knapp unter 4 min/km auch wunderbar. Dann meldete sich allerdings mein Magen und ich musste mehrmals “austreten”. Alle gereichten Getränke waren eisgekühlt, egal ob Wasser, Cola oder Gatorade. Mein Ernährungsplan für das Laufen sah einen Mix aus eigenen UltraSport Gels, Gatorade und Wasser vor, das hatte im Training auch immer gut funktioniert, allerdings hatte ich da keine Eiswürfel in den Getränken.
Nach der ersten Runde (14 km), bei mittlerweile brütender Hitze, befand ich mich schon auf Platz 3, nach der zweiten auf Platz 6. Ich konnte immer wieder ein flottes Tempo laufen und fühlte mich gut aber die Zwangspausen kosteten leider viel Zeit. Ich futterte ein paar halbe Bananen und suchte mir von den Tischen immer die Cola-Becher heraus, in denen sich noch kein Eis befand. Schließlich konnte ich die letzten 12 km ohne weitere Pausen durchlaufen und kam auf den finalen Kilometern wieder nah an Platz 5 heran. Leider reichte es nicht mehr ganz und ich lief schließlich glücklich über meine beste IRONMAN-Platzierung und meinen zweiten gefinishten IRONMAN überhaupt als 6. durchs Ziel.
Der Bericht ist etwas länger geworden und trotzdem habe ich das Gefühl eine Menge vergessen zu haben. Die Eindrücke lassen sich nur schwer in Worte fassen, ohne es in einem Roman ausufern zu lassen.
Mittlerweile bin ich wieder daheim gelandet und versuche den Temperaturunterschied von 30 Grad zu verarbeiten. Ich bin noch für den IRONMAN 70.3 Bahrain in gut zwei Wochen gemeldet. Ob ich tatsächlich hinfliege und starte werde ich in den kommenden Tagen entscheiden. Lust habe ich und die Beine fühlen sich auch schon wieder ganz gut an…