Während am Wochenende die Sonne über Mitteleuropa brannte, suchte ich etwas weiter nördlich nach Abkühlung, und zwar bei der KMD CHALLENGE – in AARHUS (DK) natürlich! Die Disziplinen: 1,9km Eisbaden in der Ostsee, 90km auf dem Rad sitzend gegen Wind und Platzregen, Hügel und scharfe Kurven kämpfen + abschließend 21,1km hügeliger, unrhythmischer Pfützen-Hindernislauf! Ein Rennen für echte Männer – gleichzeitig mein erstes großes Profi-Rennen, welches ich mit einem guten 6. Platz abschließen konnte. 😉
Fangen wir mit dem schlechtesten Teil des Tages an – dann habe ich das weg – dem Schwimmen. 15°C Wassertemperatur, Wind und sehr raue See machten am Morgen nicht gerade Lust auf einen längeren Badeaufenthalt! Aber es half ja nix, also stürze ich mich im Gruppenzwang pünktlich um 8.00 Uhr mit in das Eiswasser!
Relativ schnell konnte ich mich an die Füße von Camilla Pedersen, einer Super-Schwimmerin und spätere Siegerin, heften. Wir waren eine “Eine-Frau+Zwei-Männer-Gruppe” und relativ zügig unterwegs – auch wenn bei dem starken Wellengang von “Rhythmus-Finden” nicht die Rede gewesen sein kann. Dieser wurde mir dann leider auch zum Verhängnis. An der zweiten Boje nach ca. 500 m traf mich so ein Ding beim Versuch zu atmen voll im Gesicht! Gefühlt zwei Liter feinstes Ostsee-Wasser mit einem Schluck in der Lunge – Kurze Panik, Kampf gegen das Ertrinken, Heraushusten des Lungeninhaltes – und es konnte weiter gehen, Zum Glück!! Nur waren jetzt die Füße der guten Camilla weg und ich für den Rest des Schwimmens auf mich allein gestellt. Die hübschen Quallen meinten es zwar sicher gut, halfen aber auch nicht viel weiter! 😉 1:30 min sollte ich noch auf “meine” Gruppe verlieren – über 4 min auf die Schwimmspezialisten um Vorjahressieger Rasmus Petraeus und Reto Hug. Alles andere als ein optimaler Anfang…
… aber noch lange kein Grund ein Rennen hier schon verloren zu geben!!! Also ab mit der AIR TT PLUS auf die Startbahn und Turbinen zünden. Flug MALI0017 nach “Wechselzone 2” ready for take off! 😀
Die “Flugstrecke” bei der Challenge Aarhus ist sehr anspruchsvoll, vor allem auf der ersten Hälfte. Viele Hügel, teilweise steile Anstiege, viele scharfe Kurven, Ortsdurchfahrten mit Fußgängerzonen und Kopfsteinpflaster, dazu extremer Wind, Platzregen und teilweise Aqua Planing – Ich denke ich habe den richtigen Kompromiss zwischen “Vollgas” und “Vorsicht” gefunden. Lieber ein paar Sekunden als das gesamte Rennen und seine Gesundheit verlieren!
Nach ein paar Kilometern konnte ich den ersten Athleten “rechts liegen (bzw. fahren) lassen”. Nach ca. 25km hatte ich zu Dejan Patrcevic, einem starken kroatischen Profi, aufgeschlossen. Er blieb fair und beteiligte sich sogar teilweise an er Führungsarbeit. Wir absolvierten den kniffligsten und nassesten Part der Radstrecke dann zu zweit, fuhren sehr vorsichtig kamen zum Glück ohne Sturz und Pannen durch.
Später ging es auch wieder etwas schneller, ich wurde etwas wärmer und wir konnten Stephen Bayliss und Reto Hug einholen. Zu den Themen “Fairness”, “Windschatten” und “Kampfrichter” enthalte ich mich jetzt lieber…
Ich jedenfalls, blieb vorn dran – die restlichen ca. 45 km – legte jetzt ein Höllentempo vor und versuchte alles um wegzukommen – Antritte, Tempoverschärfungen – leider half es nicht viel… Ca. 10 km vor dem zweiten Wechsel hatte ich noch zwei Minuten Rückstand auf den führenden Rasmus. Ca. 3km vor dem zweiten Wechsel konnte ich ihn in der finalen Abfahrt ein- und gleich überholen! Ich denke, das sagt alles. 😉
Nur leider habe ich die ganze Zeit 5 Anhängsel mitgezogen, so dass wir als 7köpfige Spitzengruppe zum Laufen gingen. Immerhin – Alles versucht; “First off the Bike” – und der Abstand nach hinten war relativ beruhigend.
Beim Laufen schlugen die ehemaligen Kurzdistanz-Spezialisten, die auch sicher “etwas” ausgeruhter vom Rad kamen als ich, wie erwartet, ein heftiges Tempo an. Ich selbst, hatte am Anfang ziemlich zu kämpfen meinen Schritt zu finden, war aber mit 3:40 min/km auch nicht sooo langsam unterwegs. Dieses Tempo konnte ich, auf der schönen, aber welligen und alles andere als schnellen Laufstrecke, auch konstant halten und ein paar Körner für möglicherweise notwendige Tempoverschärfungen sparen! 😉
Das Laufgefühl wurde immer besser, (abgesehen von “leicht” blutigen Füßen in durchnässten Schuhen… naja, Schmerzen vergehen…) der Abstand zu Platz 7 größer – und am Ende der zweiten Runde (von 3) war plötzlich Platz 5 in Form von Stephen Bayliss wieder vor mir. Wollte er sich denn jetzt noch für das Mitziehen beim Rad bedanken?!? 😀
Beginn Runde drei – ich war dran. Erster Anstieg – ich war vorbei! Erster Wendepunkt – Wow, schon ca. 20 Sekunden vorn., Noch 5km – Ich fühlte mich gut. Weiter, immer weiter… Ich blickte nicht mehr nach hinten…
Noch 2,5 km – Einlauf in das Stadion von Aarhus, 300m auf der Tartanbahn – Verdammt. Plötzlich war er wieder ca. auf 200m dran.
Noch 1,5 km – er war dran! Jetzt geht es tendenziell leicht bergab. Das kann ich, langer Schritt, gib alles!!!
Noch 1km – wir waren immer noch zusammen. Letzte Gerade leicht bergab, er kommt ein paar Meter weg…
Noch 500 m – letzte Gerade auf der Strandstraße vor dem Zieleinlauf. Ich gebe nochmal alles, schaffe es aber nicht die kleine Lücke zu schließen. Die Oberschenkel gehen fest – mein Todesstoß!
“Auslaufen” ins Ziel wo nach kurzer Enttäuschung, doch die Freude über ein durchaus gelungenes erstes großes Rennen im Profizirkus überwiegt. Ironmansieger Bayliss ist ja auch nicht irgendwer – Da hat mir die Erfahrung ein Schnippchen geschlagen! 😉
Welche Laufleistung, mit einem vielleicht etwas weniger harten, leidenschaftlichen Einsatz auf dem Rad drin gewesen wäre… darüber will ich jetzt gar nicht spekulieren. Ich bin mit mir im Reinen, habe alles versucht. Ich habe noch ein paar Rennen vor mir, wo ich das ausprobieren kann! 🙂
Höhen und Tiefen, Schmerzen und Härte, Wille und Leidenschaft – und das geniale Gefühl im Ziel sich selbst, die Gegner (wenn auch noch nicht alle! 😉 ) und die Naturgewalten besiegt zu haben – GEILER SPORT!!!
Jetzt ist erstmal gut! More to come!