.. bin ich heute zum wiederholten Male einem schweren Unfall entgangen. Seitdem ich wieder in Deutschland bin, vergeht kaum ein Radtraining, bei dem ich nicht unverschuldet in äußerst kritische Situationen gekommen bin.
Bereits am 12. Mai, also kurz vor meiner Wettkampfreise nach Österreich, nahm mir ein Autofahrer in Roßla die Vorfahrt und touchierte mich am Hinterrad. Zum Glück kam dabei nur das Rad zu Fall und zu Schaden. Kaum zurück passierte ein ähnliches Szenario am 31. Mai in Kelbra: diesmal nahm mir ein Wohnmobil die Vorfahrt und fuhr fast in mich hinein.
Einen Tag später wurde es dann noch heftiger: Beim Radtraining traf ich meinen ORTHIM-Teamkollegen Dennis Morgenstern und wir fuhren ein Stück zusammen. Auf der, relativ schmalen, Landstraße zwischen Rottleberode und Berga (eine sehr beliebte Strecke bei den Nordhäuser Triathleten) radelte Dennis direkt hinter (!) mir, als uns ein VW Golf GTI bei direktem Gegenverkehr mit abartiger Geschwindigkeit überholte. Das entgegenkommende Fahrzeug musste eine Notbremsung machen, die Reifen quietschten und qualmten und das Auto fuhr fast in den Graben. Hätte der Fahrer nicht so reagiert, wäre es hier wohl zum bösen Crash gekommen! Der GTI überholte das nächste Fahrzeug vor uns und raste davon… Als wäre das nicht genug gewesen, kam es ca. fünf Minuten später zu einer ähnlichen, aber zum Glück nicht ganz so dramatischen, Situation. Diesmal überholte ein Kombi bei Gegenverkehr. Ich will mir gar nicht ausmalen, was mit uns Radfahrern passiert wäre, wenn es in einer der beiden Situationen wirklich zum Unfall gekommen wäre…
Und heute dann der nächste Streich: Auf dem Heimweg einer dreistündigen Einheit kommt mir zwischen Heringen und Windehausen ein LKW entgegen. Plötzlich zieht dahinter ein VW Sharan auf meine Spur, setzt zum Überholen an und zieht durch. Mir blieb nichts anderes übrig als mit knapp 40 kmh in den Straßengraben auszuweichen. Einen Sturz konnte ich zum Glück vermeiden.
Mit dem Giro-d’Italia-Sieger Michele Scarponi, Profi-Triathletin Julia Viellehner und Motorrad-Weltmeister Nicky Haiden hat das Jahr 2017 bereits mehrere prominente Opfer, die beim Rennrad-Training ums Leben gekommen sind, aufzuweisen. Die Zahl der weniger bekannten Todesfälle will ich lieber gar nicht wissen…
Ich fahre auffällig gekleidet, versuche so aufmerksam wie möglich zu sein und keine anderen Verkehrsteilnehmer zu provozieren. Das ist aber schon mehr oder weniger alles, was wir als Radfahrer tun können. Wir brauchen einfach ein Miteinander und gegenseitigen Respekt im Straßenverkehr. Egal ob im Auto, LKW, Bus, Traktor, auf dem Motorrad, Mofa, Fahrrad oder auch zu Fuß. Oder sollen wir uns alle Dashcams an die Lenker binden und jede “Nötigung”, wie es im Gesetzbuch heißt, zur Anzeige bringen. Vielleicht würde es helfen den Radfahrern mehr Respekt zu verschaffen…
1,5 m Mindestabstand beim Überholen von Radfahrern sind gesetzlich vorgeschrieben. Aber kann man das kontrollieren? Wie kann man es kontrollieren? Vielleicht können sich darüber die Menschen, die sich ständig neue fiese Blitzerstandorte ausdenken, die natürlich in jedem Fall der Verkehrssicherheit dienen, auch mal Gedanken machen. Denn wir, Triathleten, Rennradfahrer, Mountainbiker, Freizeitradler … werden weiter draußen fahren. Und wir wollen uns dabei sicher fühlen!
In diesem Sinne: Share the Road!