Profi? Klares Jaein!

Wahnsinn, mein letzter Eintrag auf dieser Seite stammt noch aus dem Prä-Corona-Zeitalter. Fast drei Jahre sind seitdem vergangen, fast drei Jahre, in denen viel passiert ist. 

Die wichtigste Frage, die mich und wahrscheinlich auch einige andere ab und zu beschäftigt: ist der Liebelt eigentlich noch Triathlon-Profi? Diese Frage kann ich mit einem klaren „Jaein“ beantworten! 

JA

…weil der Triathlonsport für mich als Athlet und Trainer nach wie vor eine große Rolle in meinem Leben einnimmt und für mich nicht wegzudenken ist. 

NEIN

…weil ich nach einigen Stationen in den vergangen 2,5 Jahren mittlerweile beruflich fest und glücklich im Sattel sitze und weil, für mich, ein Leben ohne Hauptjob, der für das Grundeinkommen sorgt, ebenfalls nicht mehr wegzudenken ist. Denn immerhin habe ich für eine Familie mit zwei Kindern sowie zwei Hunden zu sorgen und mittlerweile auch ein Häuschen abzubezahlen. 

Und wie geht es jetzt weiter? 

Mit dem Dasein als reiner Age-Group-Athlet kann ich mich noch nicht ganz anfreunden. Trotz sehr wenig Training, vor allem durch Hausrenovierung im vergangenen Jahr, konnte ich noch gute Leistungen abrufen. So habe ich letztes Jahr bspw. den Rühn Triathlon über die Mitteldistanz und den Stralsund Triathlon über die Olympische Distanz gewonnen und habe persönliche Bestzeiten über die 10km- sowie die Halbmarathonstrecke erzielt.

Mittlerweile haben sich Beruf, Privates und Training gut eingependelt und kann ich wieder mehr und strukturierter trainieren. So nutze ich bspw. meinen Arbeitsweg nach Schwerin (42-45km pro Strecke) regelmäßig für das Radtraining. 

Ostseeküstenlauf Rerik – Platz 1

Wettkämpfe habe ich in diesem Jahr bereits einige bestritten. Im Frühjahr bin ich mehrere Halbmarathons gelaufen und konnte beim Rostocker Citylauf (Platz 2) sogar eine neue persönliche Bestzeit auf DLV-vermessener Strecke erzielen (1:10h, 3:18 min/km).

Mein Triathlon-Saisonstart erfolgte dann relativ spontan Anfang Juni beim Omni Biotic Apfelland Triathlon über die Mitteldistanz in der Nähe von Graz, Österreich. Für die anschließende Woche hatten wir Urlaub auf einer Almhütte in Tirol gebucht, von daher konnten wir das gut verbinden. Wir fuhren Freitagnachmittag los und kamen nach einer Nachtfahrt am frühen Samstagmorgen, einen Tag vor Start, im Süden Österreichs an.

Hoch und runter (>1000hm) im Apfelland

Der professionell organisierte Wettkampf, malerische Landschaften sowie ein Gesamtpreisgeld von 20.000 EUR (mehr als bei vielen IRONMAN-70.3-Rennen) lockten ein dementsprechend starkes Starterfeld an. Meine eigenen Erwartungen waren relativ niedrig. Ich wollte einfach ins Ziel kommen, dabei meine bestmögliche Leistung bringen und am Ende sehen, wo ich stehe. Schließlich hab ich ja nichts zu verlieren, nur zu gewinnen. Das ist das schöne daran, wenn man nicht mehr existentiell vom Sport abhängig ist. Der Druck ist weg, das Kribbeln und die Nervosität vorm Start sind noch immer da!

30 Grad und kaum Schatten

Und so frei von Druck konnte ich mit Platz 5 ein, für mich, sensationelles Ergebnis erzielen und mit dem Preisgeld direkt unsere Unterkunft für die Urlaubswoche refinanzieren. Das Radfahren beendete ich noch auf Platz 6, schlug dann beim Laufen ein hohes Tempo an und überholte relativ schnell die beiden vor mir liegenden Jungs, Michi Kalb und Philipp Mock. Leider konnte ich in der letzten von vier Laufrunden das Tempo nicht mehr ganz halten und das heiße Wetter machte mir zusätzlich zu schaffen. Philipp kämpfte sich wieder heran und ich verlor den 4. Platz kurz vor dem Ziel. Die Freude über den 5. Platz, mein eigenes gutes Rennen und das Preisgeld überwogen den Ärger über die wenigen Sekunden Abstand allerdings deutlich, denn ich habe wirklich alles gegeben und konnte mir nichts vorwerfen.

Unsere Almhütte mit Blick auf den Großglockner

Für uns folgte nun eine Woche Aktiv-Urlaub in Osttirol. Aufgrund unserer speziellen Unterkunft, einer Almhütte auf 1.600 m Höhe mit einer unbefestigten Zufahrt (5 km, 600 hm) lieh ich mir vor Ort ein Mountainbike aus und absolvierte mein Radtraining hauptsächlich auf grobstolligen Reifen. Ich erholte mich schnell und traf die Entscheidung auf der Rückfahrt noch beim Powertriathlon Gera über die olympische Distanz zu starten. Auch das bot sich an, da wir ein Nacht bei meinen Großeltern in Zwickau auf dem Rückweg eingeplant hatten.

12 kmh auf dem Mountainbike statt 40 kmh auf dem Zeitfahrrad

Den Wettkampf konnte ich recht souverän gewinnen und war froh, dass an diesem Tag die Hitze (37 Grad) mein größter Gegner war und ich nicht noch mehr gefordert wurde. In der ARD-Mediathek findet Ihr einen schönen Beitrag.

Wiederum eine Woche später stand der Schwerin Triathlon über die Mitteldistanz auf dem Programm. Nach der schnellsten Radzeit (1:58h für 86km, 12 Runden, 22 180-Grad-Wenden) wechselte ich zusammen mit Christoph Mattner in Führung liegend zum Laufen. Dort konnte ich, bei erneut schwül-heißen Bedingungen, seiner extrem starken Pace leider nicht folgen und da er auch nicht langsamer wurde, blieb es bei Platz 2 im Ziel. Insgesamt war es ein guter Abschluss meiner ersten Triathlon-Serie 2022.

Mit dem Müritz Triathlon und dem IRONMAN 70.3 Gdynia soll es nun eigentlich weitergehen. “Eigentlich” darum, weil ich diese Zeilen gerade im Krankenhaus schreibe und einen kleinen Rückschlag hinnehmen musste, nachdem es in den vergangen Wochen im Training extrem gut lief.

Letzten Freitag bekam ich plötzlich starke Schmerzen im Hodenbereich, über Nacht kam noch Schüttelfrost dazu und die Schmerzen wurden nicht weniger. Daraufhin bin ich am Samstagmorgen in die Notaufnahme gefahren, wo die Diagnose Nebenhodenentzündung durch bakterielle Infektion gestellt und ich gleich dabehalten wurde. Ausgelöst wahrscheinlich durch Bakterien, die bereits im Körper waren, nicht abgewehrt werden konnten und gewandert sind. Manchmal kommt es aber wohl auch einfach so einmal im Leben, wie eine Mandelentzündung. Für mich auf jeden Fall eine ganz neue Erfahrung und eine Sache mit der Man(n) überhaupt nicht rechnet.

Nach viel Ruhe und Antibiotika intravenös geht es mir heute schon viel besser. Ich kann nach Hause, muss aber noch ein paar Tage Antibiotika nehmen. Vom Verlauf des Heilungsprozesses hängt nun natürlich auch die weitere Wettkampfplanung ab. Mit dem IRONMAN 70.3 Jesolo in Italien am 25. September habe ich auf jeden Fall noch ein spätes (Triathlon-)Ziel auf dem Zettel und Ende Oktober möchte ich in Frankfurt auch noch einen schnellen Marathon laufen.

8:03:15 h

Der IRONMAN Schweden ist nun schon über zwei Wochen her aber erst jetzt komme ich dazu meinen Blog fertig zu schreiben. Die Woche nach dem Wettkampf habe ich im Urlaub mit der Familie in Schweden zur körperlichen und mentalen Erholung genutzt. Zurück daheim hatte uns auch schon der Trainings- und Arbeitsalltag wieder. Da meine kleine Tochter heute krank geworden ist und so nicht in die Kita gehen kann, darf ich einen Tag mit Ihr zuhause verbringen und habe etwas Zeit den Wettkampfbericht zu vollenden…

8:42 – 8:27 – 8:03 … Wow! Natürlich hatte ich vorweg davon geträumt möglichst nah an die 8h-Marke heranzukommen. Dass meine dritte Langdistanz im Ziel bereits so schnell vorbei ist, habe ich aber nicht wirklich erwartet. Bei der letzten Austragung des Rennens hätte diese Zeit zum Sieg gereicht und weniger als 14 Minuten Rückstand auf den Sieger bei den meisten anderen IRONMAN Wettkämpfen für mindestens eine Top5-Platzierung. An diesem Tag war es leider “nur” gut genug für den achten Platz.

Die Startliste für den IRONMAN Schweden war groß und gespickt mit einigen Top-Namen. Tatsächlich sprangen 40 Profi-Männer am Wettkampfmorgen in die knapp 19 Grad warme Ostsee. Das Schwimmen verlief nahezu perfekt. Ich konnte mich in der großen Verfolgergruppe positionieren und mit gut drei Minuten Rückstand auf die Spitzengruppe aus dem Wasser steigen. Die günstige Strömung auf der zweiten Hälfte der Strecke schenkte uns sicher ca. 1:30 min, denn eine Schwimmzeit von 48:43 min ist für mich außergewöhnlich schnell.

Beim Radfahren fand ich direkt gut in Tritt und machte zusammen mit dem späteren Sieger Boris Stein Tempo. Ein Großteil der Gruppe hing uns im Nacken, was mir natürlich nicht wirklich passte. Ab Km 12 war ich an der Spitze der Gruppe und gab diese erstmal nicht mehr ab. Auch als ich das Tempo etwas reduzierte wollte niemand die Arbeit im Gegenwind übernehmen… also das gleiche Spiel wie immer. Nach ca. 30 km führt die Radstrecke in einer kleinen Schleife mit einigen 90-Grad-Kurven durch das Örtchen Mörbylanga auf der Insel Öland. Ich nutzte diesen Abschnitt für eine Attacke und konnte eine Lücke reißen. Leider fuhr Boris diese wieder zu und der Rest der Gruppe folgte ihm. Mir war bewusst einen Radfahrer vom Kaliber eines Boris Stein nicht abschütteln zu können, ich hoffte aber, dass er direkt mitgehen würde. Also weiter in vorheriger Konstellation im Gegenwind Richtung Degerhamn, dem südlichsten Punkt der Radstrecke. Von dort an sollte es erst Richtung Osten, später Richtung Norden gehen. Das bedeutete, Seiten- und Rückenwind, der den Windschatteneffekt verkleinern und die Chance auf ein Wegkommen vergrößern sollte. Genau das dachte wohl auch Boris, überholte mich und attackierte im kleinen Anstieg in Degerhamn. Ich ging erstmal mit, musste aber in der kurz darauf folgenden Verpflegungsstelle etwas aufnehmen und verlor den Anschluss. Ich entschied mich, die Lücke nicht auf Krampf zu schließen, sondern mein eigenes Tempo weiterzufahren. Immerhin war ein Großteil der Gruppe abgehängt, nur der Australier Matt Burton folgte mir im fairen Abstand.

Nach ca. 90 km konnte ich mich auch von ihm langsam absetzen, nach ca. 100 km überholte ich Igor Amorelli und Dennis Chevrot, nach ca. 125 km Gulio Molinari, große Namen – ich wusste, ich lag gut im Rennen. Bei Km 150 kommt man zum letzten Wendepunkt der Strecke. Ich sah das Führungsfahrzeug und dahinter Boris, anschließend den Schweden Karl-Johan Danielsson und dann…. nichts! Ich war Dritter und fühlte mich gut, es hätte bis hierhin nicht viel besser laufen können. Die letzten 30 km waren dank Gegenwind zwar nicht mehr die schnellsten, trotzdem bog ich nach genau 5 Stunden Wettkampfzeit und der zweitschnellsten Radzeit (4:09:49 h) noch immer an Position drei liegend in die Wechselzone. Da ich in den sozialen Medien bereits einige Kommentare diesbezüglich lesen konnte: nein die Radstrecke war nicht maßgeblich zu kurz. Nach meiner Garmin-Aufzeichnung 179,5 km und ca. 600 hm, also verhältnismäßig genau vermessen. Und für alle, die es interessiert: Meine Durchschnittsleistung betrug SRM-gemessene 304 W (NP 309 W) und die Geschwindigkeit 43,2 km/h.

Die ersten Laufkilometer gingen locker und zügig vorbei, unterbrochen nur von einer kurzen Pinkelpause. Ich versuchte mich gut zu verpflegen und nicht zu überziehen, das klappte in der ersten Runde sehr gut. Zwar musste ich den schnellen Dänen Mathias Petersen ziehen lassen, überholte aber den noch vor mir liegenden Schweden und befand mich weiterhin auf Platz drei. Der Halbmarathon war nach knapp 1:25 h erledigt, noch voll im Plan aber es wurde schwer. Nach 24 km überholten mich zwei Athleten, nach 28 km ein weiterer. Jetzt war ich richtig im Tief, sowohl mental als auch körperlich. Eben noch auf dem Podium, jetzt nur noch auf Platz 6. Ich versuchte mich weiter gut zu verpflegen, immer im Laufschritt zu bleiben und motivierte mich an der, immer noch, hervorragenden Zeit. Auch, wenn ich immer wieder kleine Schwächeanfälle hatte, funktionierte das einigermaßen gut. Zwei schnell laufende Spanier musste ich leider noch passieren lassen, bevor ich schließlich als 8. das Ziel erreichte. (Die Laufstrecke war übrigens ganz genau vermessen!)

Ich durchlebte einen Mix von Emotionen. Einerseits eine tiefe Enttäuschung über die “schlechte” Platzierung, auf der anderen Seite die Freude über die geniale Zeit und der Stolz mich durch die vielen schweren Momente gekämpft zu haben.

Nüchtern betrachtet habe ich meine Minimalziele, Preisgeldrang (Top10) und Verbesserung meiner Bestzeit, geschafft. Beim Schwimmen konnte ich mich, für meine Verhältnisse, perfekt positionieren und beim Radfahren mit einer konstanten Leistung eine extrem schnelle Zeit abliefern, auch wenn ich hier taktisch, mal wieder, den ein oder anderen Fehler gemacht habe. Meine Ernährungsstrategie hat gepasst und ich hatte in der Hinsicht keinerlei Probleme.

Leider habe ich es nicht geschafft meine gute Laufform im Marathon umzusetzen. Ich habe in der Vorbereitung einige vielversprechende Einheiten absolviert, aber IRONMAN bleibt eben IRONMAN und was auf den letzten 20 km passiert, das kann man einfach nicht trainieren. Zudem schleppte ich wohl schon eine Zahn-Entzündung mit mir herum, denn in den Tagen nach dem Rennen bekam ich starke Schmerzen und musste mich einer umfangreichen Behandlung unterziehen. Das soll natürlich keine Ausrede sein, aber leistungsfördernd war es nach Aussage meines Arztes sicher nicht.

Wie geht es jetzt weiter? Schon vor vielen Jahren hatte ich das Ziel “Kona 2020” vor Augen. Im Alter von 30 Jahren wollte ich meine erste Hawaii-Qualifikation schaffen. Mit der Leistung aus Kalmar im Rücken ist dieses Vorhaben nun definitiv realistisch und ich werde in den kommenden Monaten alles daran setzen es zu erreichen. Den ersten Versuch einer frühzeitigen Qualifikation werde ich beim IRONMAN Barcelona am 6. Oktober unternehmen.

Jetzt kümmere ich mich erstmal um das Mittagessen für meine Tochter und danach wieder um mein eigenes Training! 😉

 

P.S.: Für alle, dies interessiert, im Folgenden noch eine kurze Zusammenfassung über das, was vor der Langdistanz in Schweden Wettkampf-technisch passiert ist:

Vor dem IRONMAN in Kalmar hatte ich drei weitere Mitteldistanzen absolviert. Beim Chiemsee Triathlon wurde ich nach einer extremen Hitzeschlacht guter 4., leider fehlten wieder nur wenige Sekunden aufs Podium. Nach dem Rennen war ich schnell erholt und entschied mich noch beim IRONMAN 70.3 Schweden in Jönköping an den Start zu gehen. Allerdings machten sich die vielen Wettkämpfe und wahrscheinlich auch der krasse Wetterunterschied im Vergleich zum Chiemsee (über 35 Grad – maximal 15 Grad) bemerkbar. Beim Laufen fehlte mir etwas die Frische und es reichte in einem starken Feld “nur” zu Platz 6.

Anschließend entschied ich mich meinem Körper ein paar Tage Regeneration zu gönnen und nicht direkt das Training für den ursprünglich geplanten IM Hamburg aufzunehmen sondern erst beim drei Wochen später stattfindenden IM Schweden meine nächste Langdistanz zu absolvieren. Einen Tag vor Hamburg startete ich stattdessen beim Müritz Triathlon über die Mitteldistanz und konnte diesen souverän nach 3:29 h gewinnen. Damit schrammte ich nur hauchdünn am uralten Streckenrekord vorbei und war sogar schneller als die Raelert-Brüder, welche beide dieses Rennen in den vergangenen Jahren absolviert haben.

Am nächsten Tag fuhr ich trotzdem nach Hamburg und schlüpfte in die Rolle des Supporters um meine Athleten Martin und Gunnar zu unterstützen. Martin holte sich an dem Tag nicht nur seinen ersehnten Hawaii-Slot, Platz drei in seiner Altersklasse bedeute zudem den Deutschen Meistertitel bei den 40-44jährigen! Somit habe ich die Hawaii-Qualifikation zuerst als Trainer geschafft, jetzt gilt es natürlich als Athlet nachzulegen. 😉

Besser spät als nie…

Es ist Juni wir sind bereits mitten in der europäischen Triathlonsaison und wahrscheinlich reichlich spät für einen ersten Blogbeitrag – Entschuldigung dafür. Aber die Kombination als Sportler, Trainer und Familienvater lässt gerade nicht sehr viel freie Zeit zu. Nichtsdestotrotz möchte ich meinen bisherigen Saisonverlauf hier zusammenfassen.

Da mein letzter Beitrag auf Cozumel endete fange ich auch hier damit an. Nach dem IRONMAN in Mexiko war ich hochmotiviert und wollte eigentlich noch beim 70.3 Bahrain starten. Durch eine 10tägige Erkältung musste ich diesen Plan leider über Board werfen und begab mich stattdessen in die Saisonpause. Im Anschluss an unsere Team-Weihnachtsfeier im Hotel Mohrenwirt Mitte Dezember startete ich langsam in die Vorbereitung auf die neue Saison.

Das Jahr startete mit einem Sieg beim Rostocker Neujahrslauf über 20 km . Das erste Trainingslager plante ich direkt Mitte Januar. Kurz vor meinem Abflug von Berlin stattete ich dem Headquarter von „KYZR Wheels“ einen Besuch ab und konnte Sie als neuen Laufrad-Ausrüster für mich gewinnen. Mit dieser guten Neuigkeit im Gepäck ging es anschließend an die portugiesische Algarve – nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe, nach wie vor meine Lieblingsdestination für ein Wintertrainingslager! Drei produktive Trainingswochen vergingen bei nahezu perfektem Wetter wie im Flug. Um den „Swim-Bike-Run-Rhythmus“ etwas aufzulockern absolvierte ich kurz darauf ein einwöchiges Trainingslager im Sportpark Rabenberg in meiner erzgebirgischen Heimat. Mit Unmengen an Schnee und frostigen Temperaturen waren die Bedingungen ideal für tägliches Training auf den Langlaufski. Daneben bietet der Sportpark alle Möglichkeiten für die anderen Disziplinen, so kann man zwei(!) Schwimmhallen, Krafträume, Turnhallen etc. täglich nutzen. Wenig später stieg ich wieder in ein Flugzeug. Mitte Februar ging es mit der Familie für zwei Wochen in den Club La Santa auf Lanzarote. Dort konnte ich mich perfekt auf das Training fokussieren und meinen umfangreichen Plan ohne Einschränkungen durchziehen. Die Vorbereitung lief nahezu perfekt und keinerlei Verletzungen oder Krankheiten schränkten mich im Training ein.

Das Frühjahr verbrachte ich zum großen Teil daheim in Rostock und absolvierte ein paar Vorbereitungswettkämpfe. Beim Haffmarathon in Ueckermünde lief ich die vollen 42,2 km in 2:41 h und eine Woche später beim Rostocker Frühlingslauf 10 km in 33 min. Beide Rennen konnte ich souverän gewinnen, die Laufform war auf gutem Weg. Ende April stand das, fast schon traditionelle, Triopening im Mohrenwirt auf dem Programm. Auch wenn wir wettertechnisch etwas strapaziert wurden, war es sicher für alle Teilnehmer wieder eine tolle Woche. Einen Tag nach unserer Rückreise fuhr ich spontan am frühen Morgen nach Lubmin und startete beim Vorpommern Duathlon über 10 km Laufen – 60 km Radfahren – 10 km Laufen. Die Beine waren zwar noch etwas schwer, trotzdem konnte ich eine solide Leistung abrufen und auch dieses Rennen gewinnen.

Eine Woche vor meinen ersten „richtigen“ Wettkampf – dem IRONMAN 70.3 St. Pölten – gab es beim Teamsprint der 2. Bundesliga in Güterloh noch eine kurze hochintensive Einheit. Und zack, schon stand ich in St. Pölten an der Startlinie und es wurde schließlich ernst. Auch wenn des Rennen, wie jedes Jahr, stark besetzt war, wusste ich um meine Form und zielte auf eine Top5-Platzierung.

Nach einer passablen Schwimmleistung sah ich diese jedoch schon fast hinfort schweben. Denn beim Wechsel griff ich erst den falschen Beutel, musste vom Wechselplatz wieder zurück zum Beutelständer laufen und einen neuen Anlauf nehmen, und beim Radaufstieg verhedderten sich meine eingeklickten Schuhe mit der Kette und brachten diese zu Fall. Das kostete natürlich wertvolle Zeit, dennoch blieb ich ruhig und zog mein Rennen alleine durch. Nach einer ordentlichen Radleistung (2:12 h) auf der anspruchsvollen Strecke, wechselte ich an 9. Position schnell in meine Salming Laufschuhe und lief ebenso schnell los.

 

Leider hatte ich keinen eigenen Support an der Strecke und erfuhr erst eingangs der zweiten Runde, dass ich mich auf dem 7. Platz befand, nach dem ich in Runde eins Nils Fommhold und Jesper Svensson überholen konnte. Ich fühlte mich gut, gab weiter Gas und konnte schließlich noch zwei weitere Athleten überholen, so dass schließlich in die Top5 vorgedrungen war. Die Abstände nach vorn schienen noch recht groß und ich lief die letzten Kilometer solide zu Ende. Im Ziel war ich super glücklich, trotz der Missgeschicke beim ersten Wechsel, einen sehr guten Saisoneinstand und eine Top-Laufzeit (1:12:45 h) abgeliefert zu haben. Etwas ärgerlich war im Nachhinein der geringe Abstand auf Platz 4 – gut 20 s, die am Ende sicher noch drin gewesen wären.

Knapp zwei Wochen später ging es in den Norden zur CHALLENGE Denmark in Herning. Auch hier war das Starterfeld ziemlich hochkarätig, vor allem das Gastgeberland war mit all seinen Topathleten über diese Distanz sehr präsent. Mit dem guten Ergebnis aus St. Pölten im Rücken wollte ich das Podium angreifen, liebäugelte bei einem richtig guten Tag sogar mit dem Sieg. Die nur leicht wellige aber stark windanfällige Radstrecke und die 20m-Windschattenregel spielten mir schließlich voll in die Karten. Die Bedingungen am Renntag waren, gelinde gesagt, nordisch kühl. Starker Sturm und regelmäßige heftige Regenschauer sorgten für zusätzliche Schwierigkeit. Das Schwimmen im Neo war noch angenehm, den Abstand auf Top-Schwimmer Jesper Svensson konnte ich, im Vergleich zu St. Pölten, um ca, 20 s reduzieren. Beim Radfahren musste ich mich dieses mal auf mein Gefühl verlassen, da das SRM gleich zu Beginn den Dienst quittierte. Das klappte ganz gut, auch wenn die Beine nicht die Besten waren. Nach der drittschnellsten Radzeit des Tages (2:05 h) wechselte ich an 8. Position zum Laufen. Entschlossen schlug ich wieder ein hohes Tempo an und sah gleich am ersten Wendepunkt, dass der Abstand auf 1 weniger als 3 Minuten betrug. Nach wenigen Kilometern aber musste ich einsehen, dass sich der „Flow“ beim Laufen, wie noch in St. Pölten, nicht richtig einstellen wollte. Es war ein harter Kampf mit mir selbst und den Bedingungen. Nach der Hälfte der Laufstrecke etwa hatte ich zwei Plätze gut gemacht und lag auf 6, immerhin schon mal im Preisgeldbereich.

Konstant kam auch auch Platz 5 näher und ich konnte diesen schließlich 2,5 km vor Ziel übernehmen und absichern. Platz 4 war dieses mal weiter weg, der Abstand auf den Sieger betrug aber gerade mal gut 3 Minuten. Insgesamt war es ein sehr enges Ergebnis, was die Qualität des Starterfeldes widerspiegelt.

Natürlich bin ich mit dem Resultat nicht 100prozentig zufrieden. Ich habe nicht den besten Tag erwischt, mich aber trotzdem durchgekämpft und damit wieder eine Top5-Platzierung eingefahren. Das bedeutet zudem die Qualifikation für die CHALLENGE Championship in Samorin für nächstes Jahr.

Kommendes Wochenende geht es direkt wieder nach Dänemark, zur IRONMAN 70.3 Europameisterschaft in Elsinore, wo ich natürlich auch ein Wörtchen um die vorderen Platzierungen mitreden will. Nur eine Woche später werde ich bei einem meiner Lieblingsrennen, dem EBERL Chiemsee Triathlon, einen erneuten Angriff auf das Podium vornehmen. Anschließend startet die Vorbereitung auf den IRONMAN Hamburg am 28. Juli. Nach einigen Überlegungen, ob ich beim IRONMAN Austria in Klagenfurt oder in Hamburg starte, habe ich mich schließlich wieder für Hamburg entschieden. Terminlich passt dieser besser, die Strecke liegt mir und mit gerade einmal zwei Stunden Anreise ist ja fast ein „Heimrennen“.

“You are an IRONMAN!”

Nach 4 erfolglosen Versuchen war es mein großes Ziel beim IRONMAN Cozumel in Mexiko endlich wieder diese 4 Worte im Ziel zu hören. Außerdem wollte ich natürlich einen möglichst anständigen Wettkampf zeigen und in den Preisgeldrängen (Top10) landen. Mit Platz 6 in 8:27 h habe ich dieses Ziel klar erreicht und bin, nach einem Rennen mit schweren und heißen Bedingungen sowie vielen persönlichen Tiefpunkten, zufrieden, brenne aber gleichzeitig schon darauf es beim nächsten mal noch besser zu machen!

Meine Vorbereitung für den IRONMAN Cozumel verlief wie am Schnürchen. Nach den PURE-Team-Days in Graz absolvierte ich ein zehntägiges Trainingslager am Balaton in Ungarn. Bei optimalen Wetterverhältnissen und sehr guten Trainingsbedingungen vor Ort konnte ich meinen Plan zu 100% erfüllen und super Trainingsergebnisse erzielen. Mit einer großen Portion Vorfreude und Selbstbewusstsein stieg ich 8 Tage vor dem Rennen in den Flieger nach Mexiko. Die klimatischen Verhältnisse auf Cozumel mit Temperaturen um 30 Grad und 80/90% Luftfeuchtigkeit konnte man in Europa logischerweise nicht mehr simulieren. Sie sind vergleichbar mit Hawaii und der Umgang damit sollte die größte Herausforderung werden.

690 km im Auto nach Frankfurt -´12 h Direktflug nach Cancun (+ 3 h Verspätung) – 45 min im Kleinbus nach Playa del Carmen – 45 min Fähre auf die Insel Cozumel:  Auf der Hinreise waren wir von Tür zu Tür 29 Stunden unterwegs! Die Sonne, die warmen Temperaturen, die fantastischen Ausblicke auf der Insel sowie die Offenheit und Freundlichkeit der Mexikaner entschädigten direkt am ersten Tag alle Strapazen. Wir kamen im Training gut mit den Bedingungen zurecht und passten uns schnell an. Natürlich musste man einen höheren Getränkeverbrauch kalkulieren und Laufen ging tagsüber maximal 20 min ohne Wasserversorgung. Der Jetlag machte uns überhaupt keine Probleme. Wir gingen früh schlafen und waren morgens zeitig wach – diesen Rhythmus behielten wir bis zum Rennen bei.

Trainieren kann man auf Cozumel hervorragend und ohne großen Aufwand. Es gibt nur eine Stadt (San Miguel de Cozumel – knapp 80.000 EW), von der aus eine Straße um ca. 2/3 der Insel führt. Eine Runde ist ca 63 km lang. Die restliche Fläche ist zum überwiegenden Teil Naturschutzgebiet und nicht bewohnt. Parallel dieser Straße gibt es die meiste Zeit eine weitere kleine Straße, die für sämtliche motorisierten Fahrzeuge gesperrt und in einem sehr guten Zustand ist. So viel Luxus und Sicherheit hat man als Radfahrer selten. Auch in der Stadt, mit ihrem recht chaotischen Verkehr, haben wir uns als Radfahrer sicherer gefühlt als auf jeder deutschen Landstraße. Die Autofahrer waren durchweg entspannt und rücksichtsvoll.

Im östlichen Teil der Insel ist die Straße oft geschützt durch Bäume und Sträucher, im westlichen Teil hingegen weitgehend frei liegend. Ein zum Teil starker Wind ist dauerhafter Begleiter, weshalb im Rennen auch Scheibenräder verboten sind – eine weitere Parallele zu Hawaii. Je nach Windrichtung und -stärke kann die Runde also super schnell sein, aber auch extrem anstrengend. Am Wettkampftag kam er aus Norden. Das war deutlich die unangenehmste Möglichkeit und machte das Rennen für alle noch etwas härter, da man ihn auf dem ungeschützten Streckenabschnitt jede Runde, also drei mal, 20 km lang von vorne hat.

Schwimmen kann man – natürlich – im warmen Wasser des Karibischen Meers. Es gibt zahlreiche öffentliche Strände, und noch mehr private “Beach Parks” und Hotel-eigene Strände. Außerdem befindet sich in der Stadt eine große Sportanlage mit 400m-Bahn und einem schönen Sportbecken mit acht 25m-Bahnen. In der Wettkampfwoche war der Eintritt kostenfrei und es war ausreichend Platz zum Trainieren.

Vor unserer Reise wurde uns oft gesagt, wir sollen beim Essen aufpassen, uns den Magen nicht verstimmen oder gar eine Lebensmittelvergiftung holen. Wir hatten allerdings keinerlei Probleme, im Gegenteil. Man kann auf der Insel wirklich gut, frisch und günstig essen gehen, dazu gibt es reichlich große Supermärkte, wo auch jeder Europäer das finden sollte, wonach er sucht. Den besten Kaffee und hervorragendes hausgemachtes Gebäck gibt es übrigens im Sucré/ Salé Café, das glücklicherweise nur ein paar Schritte von unserem Hotel entfernt war. Mit der französisch-mexikanischen Inhaberfamilie ist in den paar Tagen direkt eine Freundschaft entstanden und wir wurden sogar am Wettkampfmorgen um kurz nach 4 Uhr mit Frühstück versorgt. Dafür nochmal ein herzliches Merci Beaucoup!

Alles in allem hatten wir eine fantastische Woche. Das Training lief super, ich fühlte mich gut und war voller Vorfreude. Es war schon fast unheimlich, dass mir nichts außergewöhnliches passiert ist.

Im Rennen selber lief dann nicht alles nach Plan, aber wann tut es das schon? Doch der Reihe nach…

Geschwommen wurde bei 29 Grad Wassertemperatur nicht im Neopren- sondern im textilen sailfish Rebel Schwimmanzug. Das Wasser war recht aufgewühlt und wellig, was allerdings keine Probleme bereiten sollte. Ich hatte einen guten Start und fühlte mich, das erste mal in dieser Saison, wieder richtig wohl im Wasser. Ich konnte gut in der großen Schwimmgruppe mithalten und stieg nach 46:47 min an Platz 7 aus dem Wasser. Mit nur 2:50 min Rückstand auf die drei Führenden war ich in einer, für mich, perfekten Ausgangsposition. Die schnelle Zeit kommt übrigens durch eine leichte Strömung zustande. Die rund 3 min Vorteil, die man dadurch hatte, werden allerdings durch die 2 km zu lange Radstrecke wieder egalisiert.

Auch auf dem Rad habe ich mich zunächst sehr gut gefühlt und konnte locker meine anvisierten Watt-Werte treten,  zwei weitere Athleten aus der Schwimmgruppe gingen das Tempo mit. Nach ca. 15 km kam der spätere Sieger Michael Weiss vorbei gefahren…

Für alle die es noch nicht wissen: M. Weiss aus Österreich, ehemaliger Profi-Radsportler, wurde in der Vergangenheit zwei mal des Dopings überführt und gesperrt. Seit dem Ende seiner zweiten Sperre im Jahr 2013 bestreitet er wieder Triathlon Wettkämpfe auf Profiniveau und verdient damit seine Brötchen. Soviel zu den Fakten. Meine Meinung dazu?

Punkt!

Weiss fuhr einige Kilometer vorn, bevor ich wiederum für einige Kilometer die Führung übernahm. Anschließend attackierte er. Ich war nicht bereit deutlich über 400 W zu investieren um mitzufahren und konzentrierte mich stattdessen auf mein eigenes Rennen. Nach ca. 40 km hatte ich die Spitzengruppe erreicht und fuhr erstmal eine Weile hinterher. Allerdings konnte ich die kraftsparende Variante nicht lange ertragen, schließlich waren wir in einem Rennen. Ich überholte die Gruppe, fuhr wieder mein Tempo und konnte mich schnell etwas absetzen. Nach der Hälfte der Radstrecke befand ich mich auf Platz 2 und hatte ca. eine Minute Vorsprung auf die Gruppe –  es lief weiter nahezu perfekt! Doch dann wurde es hart. Innerhalb der nächsten 20 km wurde meine hintere Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur immer fester und begann zu krampfen. Immer wieder musste ich rausnehmen und die Aeroposition verlassen. Ich wurde deutlich langsamer, konnte so aber immerhin die letzte Runde einigermaßen anständig zu Ende fahren. Am Ende benötigte ich 4:27:02 h für die 182 km und lag mit Platz 6 noch immer gut im Rennen.

Durschnittlichsleistung: 283W, NP: 293W

Beim Laufen konzentrierte ich mich auf meine Verpflegung und auf ein nicht zu schnelles Anfangstempo. Das klappte die ersten 12 km mit knapp unter 4 min/km auch wunderbar. Dann meldete sich allerdings mein Magen und ich musste mehrmals “austreten”. Alle gereichten Getränke waren eisgekühlt, egal ob Wasser, Cola oder Gatorade. Mein Ernährungsplan für das Laufen sah einen Mix aus eigenen UltraSport Gels, Gatorade und Wasser vor, das hatte im Training auch immer gut funktioniert, allerdings hatte ich da keine Eiswürfel in den Getränken.

Nach der ersten Runde (14 km), bei mittlerweile brütender Hitze, befand ich mich schon auf Platz 3, nach der zweiten auf Platz 6. Ich konnte immer wieder ein flottes Tempo laufen und fühlte mich gut aber die Zwangspausen kosteten leider viel Zeit. Ich futterte ein paar halbe Bananen und suchte mir von den Tischen immer die Cola-Becher heraus, in denen sich noch kein Eis befand. Schließlich konnte ich die letzten 12 km ohne weitere Pausen durchlaufen und kam auf den finalen Kilometern wieder nah an Platz 5 heran. Leider reichte es nicht mehr ganz und ich lief schließlich glücklich über meine beste IRONMAN-Platzierung und meinen zweiten gefinishten IRONMAN überhaupt als 6. durchs Ziel.

Der Bericht ist etwas länger geworden und trotzdem habe ich das Gefühl eine Menge vergessen zu haben. Die Eindrücke lassen sich nur schwer in Worte fassen, ohne es in einem Roman ausufern zu lassen.

Mittlerweile bin ich wieder daheim gelandet und versuche den Temperaturunterschied von 30 Grad zu verarbeiten. Ich bin noch für den IRONMAN 70.3 Bahrain in gut zwei Wochen gemeldet. Ob ich tatsächlich hinfliege und starte werde ich in den kommenden Tagen entscheiden. Lust habe ich und die Beine fühlen sich auch schon wieder ganz gut an…

Außer Frostbeulen…

Kann ich leider nichts zählbares aus England mitnehmen. Beim IRONMAN 70.3 Weymouth musste ich mich nach knapp 30 km auf dem Rad völlig unterkühlt in medizinische Betreuung geben. Mit einer Körpertemperatur von lediglich 34 Grad war kein Weiterkommen möglich.

Dabei war ich guter Dinge ein weiteres Top-Resultat einzufahren. Nach dem Wettkampf auf Rügen ging die Erholung schnell und das anschließende Training lief perfekt. Ich konnte noch eine kleine Schippe auf die Form drauf packen.

Bereits der Samstag vor dem Rennen war total verregnet, kühl und stürmisch. Die Vorhersage für Sonntag(Vormittag) sah leider auch nicht besser aus, im Gegenteil. Ich packte mir eine ziemlich warme Radweste und Armlinge in den Wechselbeutel und sah mich eigentlich gut gerüstet für die widrigen Bedingungen.

Aufgrund der stürmischen See wurde das Schwimmen verkürzt, auf offizielle 950 m die sich allerdings als ca. 1200 m heraus stellten. Die Auftaktdisziplin im 16-17 Grad warmen Ärmelkanal war noch der angenehmste Teil und die Verkürzung meines Erachtens nicht notwendig. Mit 2 min Rückstand auf die Spitze stieg ich an Platz 9 aus dem Wasser.

Pünktlich zum Radfahren begann es sinnflutartig zu regnen und die Temperatur sank auf unter 10 Grad! Ich konnte meine geplanten Wattwerte aufs Pedal bringen und fühlte mich noch gut. Schnell hatte ich mich drei Plätze vor gearbeitet. Trotz Weste und Armlingen begann ich jedoch zu frieren. Durch die wieder kehrenden kurzen Abfahrten und längere Flachstücke verschlimmerte es sich immer weiter. Meine Finger wurden taub und ich hatte zunehmend Probleme mein Rad zu kontrollieren, die Kraft reichte kaum noch für die Knöpfe der elektronischen Schaltung.

An der ersten Verpflegungsstelle stieg ich aus, viele weitere Athleten und Athletinnen folgten. Von allen gestarteten Profis erreichte ein Drittel das Ziel…

Vielen Dank an die vielen freiwilligen Helfer und den Arzt, die sich in der schwierigen Situation super um uns alle gekümmert haben! Ab ca. 10 Uhr ließ der Regen übrigens nach und der Himmel klarte auf… Ich hoffe nun im Nachhinein erkältungsfrei zu bleiben, damit ich den Start beim IRONMAN Barcelona realisieren kann.

Der undankbare 4. Platz…

… beim IRONMAN 70.3 Rügen macht mich durchaus glücklich. Mein hochgestecktes Ziel “Podium” habe ich damit zwar knapp verfehlt, aber drei Athleten waren an dem Tag einfach stärker. Bei der hochkarätigen Besetzung brauche ich mich damit sicher nicht schämen.

Im Vorfeld des Wettkampfes verlief alles reibungslos, was ich schon erwähnenswert finde. Durch unsere kurze Anreise (120 km) waren die letzten Tage sehr entspannt. Auch in Binz kam kein klassischer “Vor-Wettkampf-Stress” sondern eher Urlaubsfeeling auf. Alles war übersichtlich, gut organisiert und das Wetter spielte ebenso mit. Am frühen Samstag Morgen fuhr ich die Radrunde einmal ab, was die Vorfreude auf das Rennen nochmals steigerte, denn die Strecke macht so richtig Spass – zumindest ohne Autoverkehr.

Ausgeruht und motiviert ging es schließlich am Sonntag an den Start. Die Ostsee zeigte sich spiegelglatt, kaum eine Wolke am Himmel, die Bedingungen waren perfekt. Mein Schwimmen war es wieder einmal nicht. Meine Leistung war zwar etwas besser, als in den letzten beiden Rennen, da die Schwimmstrecke aber über 300 m zu viel hatte, war mein Rückstand nicht wirklich geringer. Über 3 min waren es schließlich auf den Spitzenschwimmer Florian Angert und ca. 2:30 min auf dessen Verfolger um Hawaii-Sieger Patrick Lange. Nach dem Schwimmausstieg galt es noch ca. 1 km quer durch Binz zu Laufen, bis wir endlich auf das Rad steigen konnten.

Photo: Ingo Kutsche

Die erste Radrunde fühlte sich noch etwas zäh und unrhythmisch an, die Wattwerte lagen aber im geplanten Bereich. Zwei Athleten aus meiner Schwimmgruppe bissen sich fest und konnten das Tempo mitgehen, einer davon war mir bereits aus Gdynia bekannt. Eine Hilfe das Tempo gleichmäßig hoch zu halten waren leider beide nicht. Nach der ersten Runde sah ich, dass Florian an der Spitze ein einsames Rennen fuhr und wohl an diesem Tag nicht zu schlagen war. Ich hatte schon ein paar Plätze gut gemacht und den Abstand auf die nächsten Verfolger verkürzt. Die zweite Hälfte ging dann richtig gut, ich konnte das Tempo noch steigern und bog schließlich an Position 4 liegend wieder in die Wechselzone ein.

Photo: Ingo Kutsche

Wieder für alle “Zahlen-Interessierten”: 89,3 km, 407 hm, 2:02 h, 44,0 km/h, 333 W Average, 341 W NP, zweitschnellste Radzeit des Tages!

Photo: Marcel Hilger

Nach einem schnellen Wechsel (ohne Socken – der Salming Race 6 läuft sich einfach perfekt!) ging ich kurz vor Franz Löschke auf die Laufstrecke. Mit dem früheren erfolgreichen Weltcup-Starter und IRONMAN-70.3-Sieger im Nacken, machte ich mich auf ein hartes Laufduell gefasst. Ich lief kontrolliert los, wohl wissend, dass der Laufkurs mit vier ca. 500 m langen und bis zu 11 % steilen Anstiegen sowie einigen weiteren Schwierigkeiten mir noch einiges abverlangen wird.

Florian Angert zeigte auch im Laufen eine beeindruckende Leistung und ließ nichts mehr anbrennen. Dahinter lieferte sich Horst Reichel mit Patrick Lange ein Duell und ich konnte, zu meiner Überraschung, den Vorsprung auf Franz langsam ausbauen. Ich gab alles, kam dem Podium aber nicht mehr näher und lief dennoch glücklich als 4. über die Ziellinie. Mit 1:17:15 h auf dieser korrekt vermessenen und schweren Halbmarathon-Strecke kann ich zufrieden sein, zumal meine Statur ja nicht gerade “Berg-tauglich” ist. 😉

Photo: Ingo Kutsche

Ein großes DANKE geht an dieser Stelle an die unzähligen bekannten und unbekannten Zuschauer in Binz! Die Stimmung war wirklich großartig und ich habe mich echt gefreut so viele Freunde in- und außerhalb des Wettkampfes getroffen zu haben!

Schon vor dem Rennen in Rügen hatte ich mich entschieden in knapp zwei Wochen beim IRONMAN 70.3 Weymouth an den Start zu gehen. Nach meiner Verletzungspause fühle ich mich fit und habe Lust auf Wettkämpfe. Ein wenig schiele ich dabei natürlich auch auf die Qualifikation für die IRONMAN-70.3-WM, die nächstes Jahr in Nizza stattfinden wird. Beim IRONMAN Barcelona möchte ich schließlich zeigen, dass ich auch eine Langdistanz wieder ins Ziel bringen kann.

Der Langdistanz-Fluch

Es will einfach (noch) nicht klappen. Aber immerhin bin ich dieses mal schon wieder ein ganzes Stück weiter gekommen. Beim IRONMAN Kopenhagen musste ich nach 23 km auf der Laufstrecke aussteigen…

Dabei fühlte ich mich super vorbereitet und auf den Punkt fit. Meine Leistung in Gdynia hatte das bestätigt und mir kräftig Rückenwind für die vergangen zwei Wochen bis Kopenhagen gegeben. Ein geklautes Auto bedeutet zwar jede Menge Stress und Rennerei, wir konnten die Reise nach Dänemark aber rechtzeitig organisieren und mein Training wurde dadurch kaum beeinflusst. In der Wettkampf-Vorwoche lief dann jede Einheit wie von allein. Natürlich fehlten mir durch meine Verletzung noch ein paar lange, spezifische Läufe. Für einen soliden Marathon in knapp unter 3 Stunden sollte es aber auf jeden Fall reichen…

Bis zum Samstag vor dem Rennen verlief dieses mal alles nach Plan, das war schon fast unheimlich. Am nächsten Morgen schließlich passierte dann doch noch was: Verschlafen! Das erste Mal in meinem Leben vor einem Wettkampf. Beide Wecker wurden von allen Mitbewohnern unserer kleinen “Wohnwagen-WG” offensichtlich überhört. Als ich im Halbschlaf das erste Mal auf die Uhr schaute, war es kurz vor 5 Uhr. Nur noch zwei Stunden bis zum Start… Das brachte die Vor-Wettkampf-Routine natürlich ordentlich durcheinander. Normalerweise frühstücke ich drei Stunden vor dem Start und erledige dann in aller Ruhe alle wichtigen Vorbereitungen. Wir versuchten dennoch cool zu bleiben, uns nicht stressen zu lassen und schafften es schließlich noch pünktlich zum Einschwimmen.

Stichwort Schwimmen: Knapp 52 min waren ganz und gar nicht zufriedenstellend für mich. Die Zeiten im Becken während der letzten Einheiten versprachen ähnliche Schwimmleistungen, wie im letzten Jahr, womit ich eine Gruppe weiter vorn gelandet wäre. Aber ich haderte nicht lang damit, meine beiden starken Disziplinen lagen jetzt vor mir und ein IRONMAN ist lang.

Die ersten 10 km der Radstrecke in Kopenhagen führen durch die Stadt und erfordern durch viele Abzweigungen, scharfe Kurven und teilweise enge Radwege hohe Konzentration. Ich fuhr in meiner Schwimmgruppe mit und setzte mich nach ca. 20 min, als es wieder mehr Platz zum Überholen gab, an die Spitze. Nach dem ersten Hügel hatte ich eine große Lücke gerissen. Die nächsten 4 Stunden auf dem Rad war ich komplett auf mich allein gestellt. Ich konzentrierte mich auf meine Leistung, meine Verpflegung und darauf unfallfrei über den ziemlich anspruchsvollen Kurs zu kommen.

Das klappte alles hervorragend. Als 22. zum Radfahren gestartet, bog ich nach 4:17:59 h auf Platz 8 in die zweite Wechselzone ein. Mein SRM PC8 zeigte am Ende 179,2 km (1012 hm) die ich mit 303 W (309 W NP) und 41,7 km/h absolvierte. Im Gegensatz zu Hamburg fuhr ich sehr konstant, ohne am Ende langsamer zu werden.

Entsprechend motiviert ging ich kurz hinter Boris Stein und Teamkollege Markus Fachbach auf die Laufstrecke. Die Beine fühlten sich super an und ich musste mich auf den ersten Kilometern bremsen um nicht direkt in meinem Mitteldistanz-Tempo los zu rennen. Nach 7 km dann plötzlich der erste Schwächeanfall. Die Beine sackten gefühlt zusammen und ich musste ein paar Schritte gehen. Ich joggte zur nächsten Verpflegungstelle und nahm auf, was ging. Das tat ich weiterhin an jeder Verpflegung und konnte bis km 15 gut durchlaufen. Mittlerweile befand ich mich auf dem 6. Platz. Jetzt ging es jedoch wieder stark bergab. Von der aufgenommenen Energie kam nichts im Körper an. Nach einer Erleichterung auf dem Dixi versuchte ich erneut ein anständiges Tempo aufzunehmen. Doch es ging nicht, mir wurde immer wieder schwindelig und mir war kalt. Nach 23 km zog ich die Reißleine.

In knapp drei Wochen steht mit dem IRONMAN 70.3 Rügen der nächste wichtige Wettkampf an. Dafür wollte ich meine Gesundheit jetzt nicht aufs Spiel setzen und habe, denke ich, eine vernünftige Entscheidung getroffen. Ich gebe auf jeden Fall nicht auf! Ich werde im Schwimmen nochmal ackern, die fehlenden Laufkilometer aufholen und dann beim IRONMAN Barcelona einen erneuten Angriff starten!

Achterbahnfahrt

Den Ärger über den IRONMAN Hamburg hatte ich schnell verdaut und mich auf den IRONMAN 70.3 Gdynia in Polen fokussiert. Wie in den letzten beiden Jahren, hatte ich in Gdynia eine Ferienwohnung gebucht. Zusammen mit meinem Schwager, kam ich am Donnerstagabend nach einer problemlosen Anreise dort an. Am Freitag bin ich noch einmal den Großteil der Radstrecke abgefahren und habe eine kurze Schwimmeinheit absolviert. Ich fühlte mich gut und bereit für das Rennen.

Am Samstag-Morgen wollte ich zu meiner üblichen Vorbelastung auf dem Rad aufbrechen und dazu mit unserem VW-Bus ein Stück aus der Stadt heraus auf die Radstrecke fahren. Leider kam es dazu nicht, da kein Bus mehr auf dem Parkplatz stand. Schnell war uns klar, dass er nur gestohlen sein konnte. Wir hatten ihn am Abend vorher mit 100prozentiger Sicherheit dort, verschlossen, mit scharfer Alarmanlage und definitiv nicht im Parkverbot, abgestellt.

Die folgenden vier Stunden verbrachte ich mit und bei der Polizei um die Anzeige aufzugeben und alle notwendigen Angaben zu machen. Gerade rechtzeitig schaffte ich es zur verpflichtenden Wettkampfbesprechung der Profis. Nach anschließendem Check-in des Rades sowie einem 7 km langen “Aktivierungslauf”, war ich froh dass der Tag rum war und ich versuchte mich bestmöglich auf den Wettkampf zu konzentrieren. Normalerweise schlafe ich in den Nächten vor einem Wettkampf immer gut. Durch die innere Aufregung kamen dieses mal höchstens 3 Stunden zusammen.

Optimal vorbereitet also, stand ich am Sonntag-Morgen an der Startlinie. Das Schwimmen lief nicht besonders gut, mir fehlte etwas der Wille die Komfortzone zu verlassen. Auch der erste Wechsel war bescheiden. Ich verlor mein Visier und musste einen kleinen Defekt am Radschuh-Verschluss beheben, bevor der Wettkampf für mich endlich richtig los ging. Ich kam gut voran, auch wenn sich die Beine noch nicht wieder ganz frisch anfühlten und ich etwas unter meinen anvisierten Wattwerten bleiben musste. Nach ca. 30 km konnte ich die große Verfolgergruppe ein- und direkt überholen, Nils Frommhold und Timothy O’Donnell waren ein Stück voraus. Zwei Athleten folgten mir im fairen Abstand, waren allerdings keine Hilfe um das Tempo hochzuhalten.

Nach 2:09 h für 90,2 km und 334 W NP stellte ich mein Rad wieder in der Wechselzone ab. Das Laufen ging gut, ich konnte meine Verfolger schnell distanzieren und kam Nils auf Platz 2 immer näher. In der zweiten Runde wurden wir durch ein kurzes Unwetter mit Sturm und sinnflutartigen Regenfällen etwas ausgebremst, teilweise musste man durch knöcheltiefes Wasser laufen. Meine Befürchtung, dadurch Blasen zu bekommen weil ich ohne Socken unterwegs war, bestätigte sich nicht. Die Salming Race 6 Schuhe passen perfekt, egal ob trocken oder nass!

An den Wendepunkten sah ich, wie mein Rückstand immer kleiner wurde. Ich gab alles, konnte die Lücke aber nicht mehr rechtzeitig schließen, so dass ich nach 3:53:28 h, exakt 30 sec nach Nils im Ziel war. Ich freute mich riesig über den erneuten Platz auf dem Podium und meine Halbmarathonzeit von 1:14 h, die ich nach nur 6 Wochen Lauftraining noch nicht wieder für möglich gehalten hatte. Die individuell angepassten Einlagen von Fredmax haben mich dabei unterstützt schnell wieder schmerzfrei zu werden.

Meine Gesamtzeit war auf der identischen Strecke genau 30 sec schneller als im letzten Jahr, bei nicht ganz so einfachen Bedingungen. Der Weg geht also in die richtige Richtung und ich hoffe beim IRONMAN Kopenhagen in zwei Wochen das auch endlich auf der Langdistanz zeigen zu können! Und falls uns jemand kurzfristig ein familientaugliches KfZ mit Anhängekupplung zur Verfügung stellen möchte, der darf sich gerne bei mir melden! 😉

 

 

 

 

 

Es gibt für alles ein erstes Mal…

In diesem Fall war es die erste Disqualifikation in meinem Triathlon-Leben. Doch der Reihe nach…

Aufgrund der hohen Blaualgen-Konzentration und der schlechten Wasserqualität der Alster wurde der IRONMAN Hamburg als Duathlon über 6 km Laufen, 178 km Radfahren und 42 km Laufen ausgetragen. Auch, wenn ich viel lieber geschwommen und einen “richtigen” IRONMAN absolviert hätte, musste ich mich, wie alle anderen, auf die neue Herausforderung einstellen.

 

Mein Plan war ein offensives und mutiges Rennen zu zeigen. Zusammen mit Michael Raelert setzte ich mich direkt an die Spitze des Feldes und drückte aufs Tempo. Die knapp 3:20 min/km fühlten sich überraschend gut und locker an. Zusammen mit ca. 15 anderen Athleten, inklusive allen Top-Favoriten, erreichte ich nach 19:48 min für 6 km die Wechselzone.

Die ersten 10 km durch Hamburg waren mit vielen Kurven, Schlaglöchern und einer Kopfsteinpflasterpassage etwas knifflig zu fahren. Am Elbdeich angekommen, rollte es dann richtig gut. Ich arbeitete mich an die Spitze des Feldes. Mein SRM zeigte Wattwerte an, die ich mir eher für die Mitteldistanz vorgestellt habe. Ich hoffte, dadurch einige Verfolger abschütteln zu können, was aufgrund der großen Anzahl und hohen Dichte der Gruppe nicht wirklich erfolgreich war. Ich absolvierte die erste Runde mit einem Schnitt von 340 Watt und 45 km/h, wohl wissend, dass ich mich damit in einem Ritt auf der Rasierklinge befand.

Nachdem Micha Raelert im Stadtbereich die Führung übernommen hatte, setzte ich mich, zurück am Elbdeich, wieder an die Führungsposition. Nach ca. 130 km zeigte mein hohes Tempo schließlich Wirkung und die Gruppe riss etwas auseinander. Mit Bart Arnouts, James Cunnuma, Tim Don und Joe Skipper waren wir nur noch zu fünft. Bei etwa 150 km attackierten Bart und James, Tim und Joe folgten, ich musste mein eigenes Rennen zu Ende fahren. Wahrscheinlich hätte ich im “semi-legalen” Abstand folgen können, jedoch kam das für mich nicht infrage!

An Rang 5 liegend erreichte ich wieder die Stadt. Motiviert von diesem unglaublichen Radsplit stellte ich mich mental schon auf den Marathon ein. Plötzlich ein Pfiff und eine rote Karte vom Kampfrichter, mitten im Tunnel. Ich hatte kurz zuvor in einer engen Passage zwei nebeneinander fahrende Altersklassenathleten überrundet und musste dazu kurz über die Mittellinie fahren. Dabei kam kein Gegenverkehr und ich habe niemanden gefährdet oder behindert. Das Überfahren der Mittellinie war zwar tatsächlich verboten, uns wurde beim Briefing aber extra gesagt, dass es in solchen Situationen, um niemanden zu gefährden, geduldet wird.

Natürlich war das der mentale Genickschuss für meinen Wettkampf. Ich hätte bis zum Ende durchziehen und die Entscheidung danach anfechten können. Aber einen Marathon zu laufen für ein Ergebnis, was, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit, schlussendlich eh nicht zählen würde, wäre weder klug noch sinnvoll gewesen. Ich joggte schließlich noch eine Runde über die Strecke und beendete danach mein Rennen.

Also geht der Blick nun nach vorn auf den IRONMAN 70.3 Gdynia am kommenden Sonntag und den IRONMAN Kopenhagen in knapp drei Wochen. An beide Wettkämpfe habe ich gute Erinnerungen. Aus Hamburg mitnehmen kann ich die Gewissheit über meine gute Radform: 4:03 h, 44 km/h und 310 Watt (317 NP) für 178 km! Nur die Krafteinteilung sollte ich in Kopenhagen noch etwas besser gestalten. 😉

P.S.: Für alle Interessierten veröffentliche ich meine Trainings- und Wettkampfleistungen auf STRAVA.

Start beim IRONMAN Hamburg

Das Training in den letzten Wochen verlief vielversprechend und ich konnte schnell zu einer ordentlichen Laufform wiederfinden. Daher habe ich mich entschieden bereits beim IRONMAN Hamburg an den Start zu gehen. Der flache Kurs kommt mir entgegen und mit gerade einmal 2 Stunden Anreise liegt das Rennen sozusagen vor unserer Haustür. Zudem habe ich einfach große Lust auf den IRONMAN in der Hansestadt.

  

Nach 4 Wochen Lauftraining darf ich in der dritten Disziplin natürlich noch keine Wunder erwarten, auch wenn die Trainingsergebnisse schon wieder ziemlich gut sind. Hier kann ich mit Sicherheit noch etwas vom sehr konstanten Wintertraining profitieren.

Auf dem Rad bin ich so stark wie nie. Das Material ist dank Canyon, Castelli und UVEX super schnell und die Sitzposition optimiert. Zudem konnte ich durch SRM wieder Watt-gesteuert trainieren und meine Leistungsentwicklung auf dem PC8 immer genau beobachten.

Meine Taktik ist also denkbar einfach: Im Schwimmen den Rückstand gering halten, auf dem Rad so weit vor fahren, wie irgend möglich, um dann mit einem soliden Marathon eine vordere Platzierung zu erreichen. Ich werde mein Bestes geben und bin gespannt, wofür das am Ende reicht!